Schwester (Sr.) Helene

"...ohne Gottes Hilfe wäre das alles nicht möglich gewesen"

Sr. Helene wurde am 26.12.1908 in Hamburg geboren. Mit 12 Jahren bereits faßte sie den Entschluß, Missionarin und Krankenschwester in der Dritten Welt zu werden. Ihr Ziel sollte sie erreichen, jedoch nicht in Afrika.

Mit 17 Jahren begann Sr. Helene in Hamburg eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Sie durchlief alle notwendigen Stationen und nahm zusätzlich noch mit, wovon sie überzeugt war, daß sie dieses Wissen später einmal in Afrika gebrauchen könnte: Säuglingsschwester, Sprechstundenhilfe und Krankenschwester. Zunächst arbeitete Sr. Helene jedoch als Stationsschwester im Universitäskrankenhaus Hamburg-Eppendorf.

Obwohl sie im Krankenhaus sehr engagiert war, hatte Sr. Helene immer noch Kraft und Zeit, nebenbei die Jugendstunde zu besuchen. Eines Tages sprach sie mit einer Ihrer Mitschwestern über ihr zukünftiges Leben: "...es sei ihr sicherlich sehr wichtig, als Krankenschwester helfen zu können, aber dies genüge ihr nicht. Sie wolle den Menschen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch helfen. " Ihre Mitschwester bestärkte sie in ihrem Wunsch und vermittelte sie zu den Aidlinger Schwestern in der Nähe von Stuttgart. 1943 ließ sie sich dort als Gemeindehelferin ausbilden.

Im Nachhinein resümiert Sr. Helene: "Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, daß ich ja auch die Patienten verließ und ein Loch in die Betreuung riss. Wäre mir das damals in den Sinn gekommen, wäre ich bestimmt nicht zu den Aidlinger Schwestern gefahren. Heute kommt es mir ein bischen wie Fahnenflucht vor. Aber damals dachte ich nicht darüber nach, ich musste nach Aidlingen. Ich wurde irgendwie dorthin gedrängt und hätte ich nicht die Bibelschule besucht, wäre ich bestimmt nicht hier am Rhein gelandet und hätte die besten Jahre meines Lebens geschenkt bekommen und so vielen Menschen helfen können. Man muss eben alles so nehmen, wie Gott es will.

Nach Abschluß ihrer Ausbildung zur Gemeindehelferin unterzog sie sich einer weiteren Schulung, um auch im Bereich Jugendarbeit arbeiten zu können. Sr. Helene blieb im Schwarzwald, weil ihr dort eine Stelle angeboten wurde. Sie arbeitete als Jugendleiterin an 5 Orten gleichzeitig. Irgendwann erreichte sie eine Nachricht von ihrer damaligen Mitschwester aus Hamburg, sie solle doch nach Hamburg zurück kommen: "...wir brauchen Dich hier, junge Leute wissen nicht wohin, wir erreichen sie nicht und sie misstrauen uns. Wir brauchen jemanden wie Dich, Du musst kommen."In den Nachkriegswirren von 1945 sah Sr. Helene diesen Ruf nach Hamburg auch als Zeichen Gottes und ging vom Schwarzwald zurück an die Elbe. Bald schon führten sie ihre neuen missionarischen Aufgaben zu den Obdachlosen in den Trümmern der Häuser, zu den Einsamen und Heimatlosen auf den Bahnhöfen, aber auch zu den Frauen, die sich dort den Männern anboten. Schon damals wurde ihr klar, daß eine Tracht oder wenigstens ein Häubchen zu tragen, ihr viele Türen öffnete, die Ihr sonst vielleicht verschlossen geblieben wären. Mit ihrem friedlichen und freundlichen Wesen und ihrer Gabe zuhören zu können, gewann sie schnell die Herzen und das Vertrauen dieser Menschen.

1958 bat sie der Verein für Mitternachtsmission nach Köln zu kommen. Sie solle sich hier um Prostituierte und um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmern. Sie fand sich mit ihren 50 Jahren mittlerweile schon zu alt für solch eine Aufgabe und antwortete zunächst nicht. Doch die Mitternachtsmission ließ nicht locker: "Schwester Helene, seit vielen Jahren suchen wir und haben niemanden für diese schwere Aufgabe gefunden. Wir setzen nun unsere ganze Hoffnung auf Sie. Im Namen Jesu, bitte kommen Sie zu uns! "

Dieser Satz setzte sich in Schwester Helenes Seele fest. Genauso vehement und spontan, wie sie sich dagegen gewehrt hatte, schrieb sie zurück, daß sie kommen würde. Obwohl sie nicht ahnte, was sie dort erwarten würde, spürte sie, sie müsse es tun.Eine Sozialarbeiterin, die Frauen in einem Erziehungshaus von Amtswegen betreut hatte, führte sie in ihre Aufgaben ein. Sie selbst war froh, endlich von dieser schweren Aufgabe befreit zu sein. Da Sr. Helene nicht wusste, wie sie mit den Frauen im Frauenhaus umgehen sollte, besuchte sie die Insassen auf ihren Zimmern. Sie brachte Kaffee und Kuchen aber auch eine Kerze mit und hörte ihnen einfach zu. Sie seufzte und weinte mit ihnen. Sie wurde für viele zur Freundin. Viele von ihnen fragten sie oft, warum sie dies alles täte. Dann erzählte Sr. Helene ihnen immer von ihrem Glauben. Sie brauchte nicht viele Worte und die Frauen spürten, daß sie Glauben, Hoffnung und Liebe wirklich lebte.

Nachdem Sie ihre Arbeit in Köln aufgenommen hatte, gründete sie 1980 den Verein Mitternachtsmission Köln e.V.


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